Catherine Malabou

1. Februar – 31. März 2016



#Diskurs 12

Catherine Malabou: Symbolicy vs. Biological Life: the End

Der Vortrag fand im Rahmen der Reihe „Was ist Philosophie?“ am 8. September 2011 im Neuen Berliner Kunstverein statt.

Catherine Malabou formuliert eine Kritik der Vorstellungen der Biomacht und der Biopolitik in der zeitgenössischen Kontinentalphilosophie. Philosophen wie Michel Foucault, Jaques Derrida und Giorgio Agamben haben alle, jeder auf seine Art, jegliche Art von metaphysischer Herangehensweise an das Leben kritisiert, die phänomenologische Unterscheidungen zwischen Körper und Fleisch unterstützt, zwischen dem empirischen, objektiven Körper und dem spirituell Verkörperten. Keiner von ihnen verleiht dem Begriff „Leben“ einen ontologischen Wert, der von der empirischen Beschränkung des Lebens abgeschnitten werden könnte. Eine Theorie des Lebens, eine philosophische Annäherung an das Leben kann nur seine politische Artikulation sein. Es geht nicht um eine Frage der Definition des Lebens, darum, ein Konzept des Lebens vorzustellen, sondern darum, das „Warum“ und „Wie“ zu verstehen, um Foucaults berühmte Definition in Erinnerung zu rufen: In modernen Zeiten sind das politische Subjekt und das biologische Individuum ein und dasselbe. Malabous Behauptung besteht darin, dass sich unter dem Namen der Biopolitik, oder sogar unter dem einer Politik des Lebens, eine neue Beziehung zwischen dem Biologischen und dem Symbolischen versteckt, ein Scharnier zwischen ihnen, das sowohl Anschluss- als auch Trennungsmoment ist. Das Fortdauern eines solchen Scharniers ist es, das eine Art von Vitalismus inmitten der politischen Annäherung an das Leben wieder einführt. In welchem Ausmaß können gegenwärtige biologische Kategorien uns helfen, hierin einen neuen Materialismus zu begründen?

Catherine Malabou (*1959) ist eine französische Philosophin und Professorin an der philosophischen Fakultät der Kingston Universität, London und an der Universität Ouest Nanterre La Défense, Paris. Zudem hatte sie Lehraufträge u. a. an der State University of New York, Buffalo, the New School in New York und an der Johns Hopkins University, Baltimore inne. Im Jahr 1999 erschien
La contre-allée (Voyager avec Jacques Derrida), welches aus einer Zusammenarbeit mit Derrida entstand. Publikationen (Auswahl): Avant demain. Épigenèse et rationalité (2014); You Be My Body For Me, For, Corporeity, Plasticity in Hegel’s Phenomenology of Spirit (2011); Changer de différence, le féminin et la question philosophique (2009). Auf Deutsch erschienen sind: Ontologie des Akzidentiellen. Über die zerstörerische Plastizität des Gehirns (2011); Was tun mit unserem Gehirn? (2006).

In englischer Sprache

In der Reihe #Diskurs werden jeden Monat n.b.k. Veranstaltungen präsentiert, die im Rahmen von Ausstellungen im Neuen Berliner Kunstverein stattfanden. Neben Vorträgen, Symposien und KünstlerInnengesprächen finden in der Veranstaltungsreihe „n.b.k. Diskurs“ regelmäßig Konzerte und Performances statt und laden die BesucherInnen zur aktiven Teilnahme ein. KünstlerInnen der Ausstellungen, Gäste des Residency-Programms und ReferentInnen entwickeln gemeinsam mit dem n.b.k. Vermittlungsformate, in denen unterschiedliche künstlerische und kuratorische Ansätze sowie thematische Fragestellungen produktiv gemacht werden. Der n.b.k. konzipiert sein Diskursprogramm als Dialog zwischen Institution, Öffentlichkeit und Mitgliedern, aus dem Ideen für die kontinuierliche inhaltliche und institutionelle Arbeit hervorgehen. Das komplette „n.b.k. Diskurs“ Archiv kann im Video-Forum während der Öffnungszeiten kostenfrei gesichtet werden.